
In Libau bestanden zwei lutherische Gemeinden. Die St.-Anna-Gemeinde umfasste die lettischsprachigen Mitglieder, die Trinitatis/Dreifaltigkeits-Gemeinde die deutschsprachigen. Beide Gemeinden feierten ihre Gottesdienste in der St.-Anna-Kirche. 1742 beschloss der Rat der Stadt den Bau einer Kirche für die deutsche Gemeinde und verpflichtete dazu den Königsberger Baumeister Johann Christoph Dorn, der zwei Entwürfe nach Libau mitbrachte. Die Libauer entschieden sich – ungeachtet der hohen Kosten – für den aufwendigeren der beiden Pläne. Denn die neue Kirche sollte die Dreifaltigkeitskirche in Mitau (heute Jelgava), der anderen großen Stadt in Kurland, übertreffen. Mitau war die Residenzstadt des Herzogtums Kurland und Semgallen und vom konservativen Adel geprägt; Libau hingegen war eine aufblühende Handelsstadt. Ihre im „modernen“ (statt im hergebrachten) Stil zu bauende Kirche sollte nicht zuletzt das Selbstbewusstsein des Libauer Bürgertums ausdrücken